Für viele Leute, die außerhalb der Landwirtschaft leben und arbeiten, klingt das, was wir machen, ganz einfach und selbstverständlich: ein Kalb, dass seine tägliche Milchration direkt aus dem Euter seiner eigenen Mutter trinkt und von Ihr lernt und mit Ihr aufwächst.
Tatsächlich gibt es das aber in der Milchkuhhaltung so gut wie nie. Die absolute Regel ist es, das Kälber von Milchkühen direkt nach der Geburt oder spätestens eine Woche danach von ihrer Mutter getrennt werden und meistens mit Milchaustauscher und Tränkeeimer großgezogen werden.
"Verantwortung für das Kalb an die Mutter zurück geben"
Unser System der Muttergebundenen Kälberaufzucht ist noch im Anfangsstadium und wird ständig weiterentwickelt. Wir lernen zusammen mit den Kühen und Kälbern, wie es gut funktioniert. In den ersten Tagen stellen wir sicher, dass jedes Kalb bei der eigenen Mutter trinkt. Das Kalb kann so viel Milch aus dem Euter seiner Mutter trinken, wie es möchte (in diesen ersten Tagen ist das noch gar nicht so viel) und die Mutter wird zusammen mit den anderen Kühen zweimal am Tag gemolken. Vor den Melkzeiten kommt das Kalb für ca. 1 Stunde an das Euter der Mutter oder der Amme. Daran gewöhnen sich alle Beteiligten recht schnell. Unsere bisherige Erfahrung zeigt, die Kälber sind sehr gesund, wachsen schnell und fangen schon sehr früh an, neben der Milch auch Rauhfutter zu fressen, wie es auch ihre Mütter tun. Nach ungefähr drei bis vier Monaten - das Kalb ist zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich groß und kräftig - werden Mutter und Kalb langsam voneinander getrennt, damit der Abschiedsschmerz nicht zu groß ist, wenn das Kalb von der Milch abgesetzt wird. Das Kalb kommt dann zu den anderen älteren Kälbern und die Mutter bleibt wieder bei den Milchkühen.
Besonders am Anfang des Lebens eines jeden Kalbes steht eine möglichst wesensgemäße Kälberaufzucht: Da dies das jeweilige Muttertier mit Abstand am Besten kann, haben wir uns für dieses System entschieden. Nicht nur diese ursprünglichste Art der Nahrungsaufnahme, sondern auch die Pflege durch das Muttertier und das Ausleben der Kuh-Kalb Beziehung tragen zu einer guten Kälbergesundheit und dem prächtigen Gedeihen der Kälber bei. Nicht zuletzt stärkt es auch das Wohlbefinden der Kühe, dass sie sich um die Aufzucht ihrer Kälber selber kümmern dürfen.
Es gibt eine Handvoll Betriebe in Deutschland, die muttergebundene Kälberaufzucht betreiben. Von diesen Betrieben haben wir uns inspirieren lassen. Unsere eigenen Erfahrungen mit diesem System der Aufzucht sind durchweg positiv und wir könnten es uns nicht mehr anders vorstellen.